Im Sommer hatten wir mit Laura Schrader eine ganz wunderbare Schülerpraktikantin bei uns im Verlag. Mit ihren sechzehn Jahren hat sie uns mit ihrer Liebe zur Literatur und ihrem Talent im Lektorat sehr beeindruckt. Ihre Gedanken und Erfahrungen zum Lesen teilen wir also gerne mit euch:
Lesen Jugendliche heutzutage überhaupt noch Bücher?
Dies ist vermutlich eine Frage, die sich viele Erwachsene in unserer heutigen Zeit immer öfter stellen, aber wie sieht es in meiner Generation wirklich aus? Lesen Jugendliche gar nicht mehr, weil sie lieber am Handy und vor ihrem Laptop hocken oder hat sich das Leseverhalten dieser Generation einfach nur mit der Zeit verändert?
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich mich schon sehr früh für das Lesen begeistert habe und es gar nicht abwarten konnte, es endlich zu lernen. Denn je besser ich darin wurde, desto mehr konnte ich mich mit jedem einzelnen gelesenen Wort in meine eigene Welt zurückziehen, in der ich jegliches Zeitgefühl verlor und alle Probleme vergaß.
Und dies hat sich bis heute nicht verändert.
Zwar habe ich wegen der Schule und des ganzen Lernstresses seltener Zeit, ein Buch zu lesen als noch vor einigen Jahren, als es für mich keinen einzigen Tag gab, an dem ich mich nicht mit einem Buch in mein Zimmer zurückgezogen habe, jedoch hat das Lesen nach wie vor dieselbe Bedeutung für mich.
Es hilft mir nach der Schule auf andere Gedanken zu kommen und mich zu entspannen, während ich die ganzen Probleme beim Lesen ausblenden kann und dabei spielt das Genre des Buches für mich keine große Rolle, solange es spannend und unterhaltsam ist.
Ich kann zwar nicht genau beurteilen, inwiefern Bücher heutzutage noch von Bedeutung für Jugendliche sind, aber ich merke selbst, dass sich beispielsweise mein Freundeskreis jetzt viel weniger für Bücher interessiert als noch vor ein paar Jahren, da meinen Freunden nun einfach andere Dinge wichtiger sind.
In ihrer Freizeit wollen sie zum Bespiel lieber ihre Freunde treffen, Sport machen oder sich mit Musik und Kunst beschäftigen, um auf diese Weise abzuschalten, weil sie häufig gar nicht die Ruhe und Konzentration haben, über längere Zeit ein Buch zu lesen.
Eine weitere bei meiner Generation sehr angesehene und daher nicht zu vergessene Freizeitbeschäftigung sind die digitalen Medien wie Handys, Laptops, Fernseher und ähnliche technische Geräte, ohne die sich viele Jugendliche ein Leben häufig gar nicht mehr vorstellen können. Besonders soziale Netzwerke werden in diesem Bereich immer wichtiger und sind für die meisten oftmals reizvoller als analoge Medien wie Bücher.
Daher sind die Schule und vor allem der Deutschunterricht für einige auch der einzige Ort, an dem sie mal ein Buch in die Hand nehmen und sich ernsthaft damit beschäftigen.
Trotzdem kenne ich auch immer mehr Jugendliche, die sich zwar wirklich für das Lesen interessieren, aber dies lieber digital machen, mithilfe von eBooks und Blogs, da dies sie mehr anspricht, als in einem Buch zu blättern und zu lesen.
Ein paar von ihnen verwenden beispielsweise auch verschiedene Internetforen und Apps (wie z.B. Goodreads oder Wattpad), um sich dort durch das Schreiben und Gestalten eigener Geschichten kreativ austoben zu können oder um die Geschichten anderer Nutzer lesen und diesen durch ihre Kommentare ein persönliches Feedback geben zu können.
Dennoch zeigen, wie ich finde, viele erfolgreiche Buchreihen wie „Harry Potter“, „Twilight“ oder unter anderem auch „Die Tribute von Panem“ und „Die Bestimmung“, dass es immer wieder Jugendliche in meiner Generation gibt, die trotz der weit verbreiteten Mediennutzung gerne zu „richtigen“ Büchern greifen und es sehr mögen, zu lesen.
Meiner Meinung nach ist es daher eigentlich nur ein Vorurteil, dass Jugendliche heutzutage kaum noch lesen und dafür nur noch am Handy oder Laptop hängen. Auch wenn dies vielleicht auf einige in Bezug auf das Lesen von Büchern zutrifft, glaube ich trotzdem, dass die Mehrheit meiner Generation liest. Nur geschieht dies einerseits seltener, wegen der eingeschränkten Freizeit durch die Schule und andererseits durch die Weiterentwicklung der Technik häufig auf eine andere Weise als früher, nämlich digital.
Ich persönlich würde meine Bücher jedoch nie gegen einen eBook Reader oder andere digitale Formen des Lesens eintauschen wollen.
© Laura Schrader
Pendragon
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- Lesen Jugendliche: Pendragon
Schön geschriebener Artikel, den ich (zumindest aus meiner Erfahrung mit unseren Kids) absolut unterschreiben würde. Ja, unsere Jungs haben Smartphones und Nintendo-Handhelds. Und ja, sie nutzen die Dinger auch recht oft. Aber mindestens genauso oft hocken sie mit der Nase in einem Buch auf ihren Betten. Nach meinem Eindruck hat sich die Jugendliteratur auch teilweise gewandelt und ermöglicht einen leichteren Einstieg ins „ernsthafte“ Lesen abseits des Bilderbuches. Gregs Tagebuch zum Beispiel ist mit seiner Mischung aus Comic und Roman bei uns im Haus sehr beliebt. Schön zu sehen war es auch, als unser damals Vierjähriger im Wohnzimmer gesessen und etwas vor sich hingemurmelt hat – als wir nachgesehen haben, las er aus „Das magische Baumhaus“, einem Buch seines älteren Bruders. Ich glaube, dass es auch immer eine Frage dessen ist, wie man es vorgelebt bekommt. Wir waren schon immer ein Vielleserhaushalt und das scheint abzufärben.
Denke auch, dass das Lesen in gedruckten Büchern trotz neuer Medien weiterhin Bestand haben wird. Auch bei jüngeren Lesern. Selbst beim sonst so wenig Vergnügungsverdächtigem Lernen greifen auch Jugendliche sehr gerne zum Buch.
Wir haben zu dem Thema auch mal eine Umfrage durchgeführt: https://www.studibuch.de/blog/lernen-im-studium/