von Florian Bähr
Sanders und Beck verhören die Verdächtigen. Sowohl der Budenbesitzer Maler, als auch der Dieb Freddie hatten Möglichkeit und Motiv den Mord zu begehen…
Teil 3
„Also, was denkst du?“, fragte Elke ihren Kollegen. Sie saßen in einem zivilen Dienstwagen und waren auf dem Weg zum Ehemann der Verstorbenen. Tanja Meise hatte mit ihrem Mann Kurt in Hiddenhausen gelebt.
„Schwer zu sagen. Beide haben ein Motiv und hatten die Möglichkeit den Mord zu begehen. Aber so richtig zuzutrauen ist es keinem von beiden. So lange niemand von denen auspackt, sind uns ohnehin die Hände gebunden. Was wir haben reicht noch nicht ganz, um einen von ihnen hinter Gitter zu bringen.“
„Was ist denn mit ihrer Assistentin? Die hätte doch theoretisch auch ein Motiv, schließlich könnte sie die Bude übernehmen.“
Beck schüttelte den Kopf. „Als wir mit ihr gesprochen haben, hat sie mehrfach angedeutet, dass sie den Job nicht mag. Diese Saisonarbeit, das lange Stehen in der Kälte und die wechselnden Arbeitszeiten. Wenn sie die Bude übernehmen würde, dann wird das alles nur schlimmer. Also bei der könnte ich mir das von allen drei am wenigsten vorstellen. Vielleicht hat ihr Mann ja noch einen entscheidenden Hinweis für uns.“
„Hoffen wir’s. Die Kollegen, die ihm die Nachricht überbracht haben, berichteten, dass er danach ziemlich durch den Wind war.“
„Verständlich. Trotzdem hoffe ich, dass er sich gefangen hat. Ansonsten bringt uns dieses Gespräch auch keine nützlichen Infos. Hatten die beiden Kinder?“
„Nein. Ein bisschen ungewöhnlich, schließlich waren sie über zehn Jahre verheiratet.“
Sie bogen in die Einfahrt des Hauses ein. Das gemeinsame Haus von Kurt und Tanja Meise war ein kleines, bescheidenes Häuschen. Von außen unscheinbar, war das auffälligste das überdimensionale Carport neben der Garage. Elke vermutete den Abstellplatz für die Bude dahinter. Das Haus lag am Ende einer Wohnsiedlung, etwas abgelegen von den anderen Häusern.
Der Schnee knarzte unter ihren Sohlen, als sie aus dem Wagen stiegen. Es schneite zwar nicht mehr, dafür war es jetzt aber bitterkalt geworden. Es dauerte eine Weile, nachdem sie geklingelt hatten, bis sich etwas im Haus rührte. Schließlich wurde neben der Tür eine Gardine beiseite gezogen, jemand spähte hinaus. Sie hörten das Schloss knacken und die Tür öffnete sich ein Stück weit. Kurt Meise schaute sie mit kritischen, unsicheren Blick an. Elke zog den scheckkartengroßen Dienstausweis hervor und sagte: „Elke Sanders, Kripo Herford und das ist mein Kollege Volker Beck. Dürfen wir reinkommen, Herr Meise?“
Jetzt, wo er wusste worum es ging, entspannten sich seine Züge sichtlich, er trat beiseite: „Aber natürlich, kommen Sie.“ Seine Stimme klang belegt, aber freundlich. Er machte einen schwachen Eindruck auf sie, als fehle ihm jede Körperspannung.
Sie klopften sich den Schnee aus den Schuhen und betraten einen hellen Flur. Die Wände waren in sanftem Weiß gehalten, außer einer Garderobe und dem Bild einer gemalten Berglandschaft, war der Flur leer. Ein leichter Lavendelduft wehte ihnen entgegen, als sie Herrn Meise ins Wohnzimmer folgten. Sie nahmen auf einem schicken Ledersofa Platz.
„Unser aufrichtiges Beileid für ihren Verlust, Herr Meise“, eröffnete Beck das Gespräch. Meise nickte betreten, er rang um Fassung.
„Wenn das geht, würden wir Ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen. Wir haben schon Verdächtige, aber vielleicht können Sie uns den entscheidenden Hinweis auf den Mörder Ihrer Frau geben.“ Beck sprach sanft und behutsam, wusste um den Effekt, den seine Worte auf Hinterbliebene hatten.
Herr Meise schluckte schwer, atmete einen Moment tief durch und sagte dann:
„Ich gebe mein Bestes, Ihnen zu helfen. Allerdings macht mir das Ganze noch sehr zu schaffen.“
„Selbstverständlich“, auch Elke schlug einen mitfühlenden Tonfall an.
„Wenn Sie eine Pause brauchen, sagen Sie es einfach und wir hören auf“, fügte sie an.
„Erzählen Sie uns doch zuerst einmal ein wenig von ihrer Frau“, fuhr Beck fort.
„Tanja war großartig. Sie war gutherzig, hilfsbereit und immer freundlich zu allen. Sie liebte diesen Job, müssen Sie wissen. Der Winter war schon immer ihre Lieblingsjahreszeit. Die meisten Menschen würden zu viel bekommen, wenn Sie in so einer Bude stehen müssten, noch dazu bei der Kälte, aber ihr machte das nichts.“ Er stockte kurz. Beck gab ihm einen Moment, um sich zu sammeln, bevor er fortfuhr: „Die folgenden Fragen sind reine Routine, aber ich muss sie dennoch stellen: Wie lief es zwischen Ihnen? Waren Sie glücklich?“
Die meisten Leute wurden von dieser Frage überrascht und reagierten empört, doch Meise nahm die Frage ebenso bereitwillig an wie die vorige.
„Ja, wir waren glücklich. Sicher hatten wir auch hin und wieder Streit, aber das gehört wohl zu einer Ehe dazu.“
„Hatten Sie auch an dem Tag Streit?“
„Streit nicht, nein. Eine kleine Meinungsverschiedenheit höchstens. Jedenfalls nichts Außergewöhnliches.“
„Und wie sah Ihre finanzielle Situation aus?“
Meise zuckte mit den Achseln. „Ganz in Ordnung würde ich sagen. Wir kamen immer gut über die Runden, mal besser, mal schlechter. Das war immer ein wenig davon abhängig, wie ihre Geschäfte liefen. Also hatten wir solche und solche Jahre, wirklich knapp waren wir nie. Aber warum müssen Sie das wissen?“
„Wie gesagt, reine Routine. Wir müssen schließlich alle Möglichkeiten ausloten. Wissen Sie, ob Ihre Frau irgendwelche Feinde hatte?“
„Wie schon gesagt, sie war immer nett zu allen. Darum mochte sie eigentlich jeder. Ich wüsste nicht, dass jemand einen Groll gegen sie hegte. Wobei … Moment. Da war dieser andere Standbesitzer, der hat regelmäßig Probleme gemacht. Tanja hat mir häufiger davon erzählt.“ Seine Miene verlor für einen Moment die Trauer, Erkenntnis machte sich breit: „Meine Frau hat mich angerufen, an dem Tag. Sie hat mir erzählt, dass er schon wieder bei ihr war und Streit gesucht hat. Haben Sie ihn schon verhört?“
„Ja, mit dem haben wir schon gesprochen. Auch von dem Streit wissen wir.“
„Ist er einer der Verdächtigen?“
„Darüber dürfen wir Ihnen leider keine Auskunft geben.“
„Ah, verstehe. Na, jedenfalls muss das ein ganz übler Kerl sein. Meine Frau beschwerte sich häufiger über ihn. Sie ließ sich ja von so etwas nicht einschüchtern.“
„Ansonsten fällt Ihnen niemand ein?“
Meise schüttelte den Kopf.
„Wie würden Sie denn das Verhältnis Ihrer Frau zu der Assistentin Vera Kalbe beschreiben?“
„Sie hat sich nie beklagt. Ich denke Vera und sie kamen immer gut miteinander aus. Sie arbeiten ja schon seit vielen Jahren im Winter zusammen.“
„Gut. Kennen Sie Frau Kalbe auch persönlich?“
Er machte eine unschlüssige Geste. „Kennen ist zuviel gesagt. Wir sind uns ein paar Mal begegnet, wenn ich meine Frau an ihrem Stand besucht habe. Da wechselt man schon mal ein paar Worte, aber das ist nur Small Talk.“
„In Ordnung, vielen Dank für Ihre Hilfe. Sie haben uns sehr geholfen. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, hier ist meine Karte.“ Sie erhoben sich und Elke überreichte ihm ihre Visitenkarte. „Sobald wir mehr wissen, geben wir Ihnen Bescheid.“ Sie schüttelten ihm die Hand und traten in die eisige Kälte hinaus. Als sie ins Auto gestiegen waren, sagte Elke: „Damit ist der Fall wohl klar.“
Beck schaute sie verwundert an, doch Elke lächelte nur wissend.
Pendragon
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Mein Tipp ist:
Die Täterin ist die Assistentin Vera Kalbe, die ein Verhältnis mit dem Ehemann der Ermordeten hat. Der Lavendelduft hat sie verraten.
Vera Kalbe hat den Mord begangen. Sie ist die Geliebte des „trauernden“Witwers. Was sonst hätte ihr Lavendelgeruch In seinem Haus zu suchen?
Vera Kalbe hat den Mord begangen. Was sonst hätte ihr Lavendelgeruch im Haus des „trauernden“ Witwers zu suchen? Sie will ihren Geliebten nicht teilen.
Vera Kalbe und der Ehemann sind die Mörder. Es roch immer nach Lavendel.
Für mich ist der Fall klar,der auffällige Lavendelduft verrät den oder die Mörder. Entweder war es die Geliebte des Ehemannes Vera Kalbe oder beide gemeinsam, ausserdem ist der Ehemann zu gelassen und leugnet die nähere Bekanntschaft zu der langjährigen Mitarbeiterin seiner Frau
Der Lavendelduft hat sie verraten… die Assistentin Vera Kalbe. Sowohl in der Bude, dann nach dem Verhör auf dem Revier und beim Ehemann lag ein Lavendelduft in der Luft. Der Ehemann gibt an Vera Kalbe nur flüchtig zu kennen. Er verbirgt doch etwas… Vielleicht ein Verhältnis mit der Assistentin und ggf. eine Beteiligung am Mord.