Ciao Jesse

Jesse, alter Freund, was kann ich dir zum Abschied sagen?!
Zusammen sind wir Schritt für Schritt durch deine friedliche und manchmal doch so gefährliche Stadt, durch deine und meine Arbeit, durch dein und mein Leben gegangen. Da wird man wehmütig, wenn man so zurückdenkt.

Als du nach deinem Rausschmiss bei der Polizei in Los Angeles und Problemen mit deiner Jenn herkamst, ins kleine „Paradies“, eine Stadt, auf den ersten Blick voll weißer Zäune und Spießbürger, hättest du da gedacht, dass es hier alles andere als spießbürgerlich zugehen kann, sondern auch kriminell, brutal?
Schon bei deinem ersten Einsatz haben so genannte Vorzeigebürger der Stadt versucht, dich einzuschüchtern oder auszulöschen, aber haben dann merken müssen, hm, die armen Teufel, sie haben sich den Falschen ausgesucht. War leider nicht das letzte Mal, dass du so in Gefahr geraten bist. Andere Gutbetuchte waren auch der Meinung, sie könnten Mädchen umbringen, unbestraft davonkommen und bräuchten keine Angst vor dir und deinen Leuten zu haben. Ihr seid ja „nur“ ein paar Cops. Danach habt ihr unzählige Ganoven verschiedenster Kaliber jagen und einbuchten müssen, manchmal auch unter Gefahr für euer Leben. Ab und zu gab es solche, die an Größenwahn litten und ihre Fäuste auf eurer Wache schwingend sich praktisch selbst ausknockten.
Wie gut, dass so eine wie Molly dir zur Seite stand. Mit ihr kann man Pferde stehlen, das hast du selbst unzählige Male bestätigt. Sie könnte einen Hurrikan stoppen, trotzdem, dass sie ziemlich klein ist. Ich hoffe nur immer noch, dass du mit dem Gewitzel an ihre Adresse aufhörst. Denn ab und zu, das sage ich dir als gutem Freund, sind deine Witze unter aller Sau.
Natürlich sind Suitcase und die anderen nicht zu vergessen. Wenn auch Suitcase öfter mal etwas naiv wirkt, auf den Kopf gefallen ist er nicht. Er, ebenso wie ich, hat vieles von dir gelernt. Klar, vor allem wie man so eine Ermittlungsarbeit richtig anpackt.
Deine persönlichen Schwierigkeiten haben dich lange verfolgt. Das mit dem Trinken und Jenn. Jenn ist kein schlechter Mensch, nur etwas verwirrt. Man fragt sich aber, welche deiner Süchte schlimmer war.
Das alles hast du bewältigt, hast es durchgestanden, deine eigenen Dämonen, so weit es ging, bekämpft.
Und heute, wenn die Sonne scheint, wenn die Luft so ruhig und doch so vor Geräuschen schwirrend über der Stadt hängt, wenn ich Wasser rieche oder Leute auf einem Sportplatz spielen höre, sehe ich vor mir dein seltenes, zufriedenes Lächeln und weiß, es ist alles wieder gut, das Glas (nein, nur das des Lebens) ist halb voll. Für dieses Gefühl danke ich dir.
So lebe wohl, mein Guter, mach dir ein schönes Leben, pass auf dich auf und … wie sagt man heute noch … bleib sauber.
Deine
Anja Schwarz
(Lektorin der deutschen Jesse-Stone-Ausgaben)

Hi Jesse, alter Haudegen.
Ist schön, Dich kennengelernt u haben. Ich hoffe, Du bekommst Deine beiden Probleme noch in den Griff, den Alkohol und die Frauen. Von Beidem scheinst Du ja nicht genug zu bekommen. Mein Gott, wie viele Frauen sind mir durch Dich zu Vertrauten geworden? Vier, fünf oder gar sechs? Anwältin, Immobilienmaklerin, Kollegin.
Ach ja, dann wäre da noch Jenn, Deine One-and-not-only-Frau. Das mit Deiner Ex musst Du wirklich mal klar ziehen. Ist ja nicht mit anzusehen, wie Du Dich an ihr verzehrst. Dabei gab und gibt es so viele anderen Frauen, die etwas darauf geben würden, Dich nicht immer nur für eine Nacht zu haben. Mit denen also etwas „Vernünftiges“ hätte werden können. Also, streng Dich an und vergeig das nicht. Dix, Dein Therapeut, hat Dir vom ersten Moment an dazu geraten. Aber Du musstest ihn ja immer nur für Deine aktuellen Fälle missbrauchen, obwohl er Dir bei Deinem Alkoholproblem helfen sollte.
Also, Jesse, was soll ich sagen? Halt die Ohren steif, mache Suit endlich zum ersten Kommissar des Reviers und höre auf die Ratschläge von Molly.
Also tschüss denn
Detlef Knut

Show Me the Way to Go Home
I’m tired and I wanna go to bed
I had a little drink about an hour ago
and it went right to my head.
Irving King, 1924

Dear Jesse,
nichts währt ewig und wir wussten beide, dass dieser Zeitpunkt eines Tages kommen würde. Ich bedanke mich für die schönen, gemeinsamen Stunden, in denen du mich an deinen Fällen hast teilhaben lassen.
Mehr noch, an deinem Leben!
Du hast viel erlebt, viel durchmachen müssen und doch hast du dir deine Menschlichkeit und den Glauben an selbige stets bewahrt. Mit Güte, Warmherzigkeit und Respekt bist du den Opfern der Verbrechen begegnet. Den Tätern indes bist du hart und unbeugsam gegenübergetreten.
Du hast Milde walten lassen, wo andere keine Gnade gekannt hätten.
Jenn ist das beste Beispiel dafür.
Doch auch wenn du manches Mal ins Straucheln geraten bist und allzu oft Trost im Alkohol gesucht hast, so macht dich diese vermeintliche Schwäche in meinen Augen nur umso stärker und sympathischer.
Ich hoffe, dass es dir, wo auch immer du gerade bist und wohin dich dein Weg in Zukunft führen wird, wohl ergeht.

Farewell, my good friend.

Florian Hilleberg

Pendragon

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